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Die Ekstasen des Parks
Zu den HERBSTGOLD-Kunstprojekten 2025 von Kaisa Fudakowski und Christian Kosmas Mayer
Kurator: VItus Weh
Heuer wird das HERBSTGOLD – Festival von zwei Kunstwerken flankiert, die spezielle Wege in den Schlosspark öffnen. Die eine Skulptur besteht aus elf Fahnen, die zusammen eine expressive Wolkenformation zeigen, die „historisch“ über den Höhen des Schlossparks schwebte. Die andere Skulptur ist eine Fußgängerbrücke, deren Geländer von vielen Händen wie eine Harfe gezupft wird.
Heuer wird das HERBSTGOLD – Festival von zwei Kunstwerken flankiert, die spezielle Wege in den Schlosspark öffnen. Die eine Skulptur besteht aus elf Fahnen, die zusammen eine expressive Wolkenformation zeigen, die „historisch“ über den Höhen des Schlossparks schwebte. Die andere Skulptur ist eine Fußgängerbrücke, deren Geländer von vielen Händen wie eine Harfe gezupft wird.
Der Begriff „Ekstase“ bedeutet wörtlich ein „Außersichsein“. Als menschlicher Zustand gilt eine Ekstase vielen als erstrebenswert. Aber der Ausstieg aus dem „sich sein“ ist leider nicht einfach. Um aus dem je eigenen Ego-Käfig herauszutreten, können Drogen helfen und natürlich Musik. Manchmal hilft auch schlicht ein Spaziergang in den Wald oder in einen großen Park. Eisenstadt ist mit solchen natürlichen „Wegen zur Ekstase“ besonders gesegnet: Es hat – neben Wein und Haydn – in seinem Rücken auch große Wälder und in seiner Mitte sogar einen legendären Park. „Legendär“ ist dabei allerdings doppelsinnig: Einerseits weil der ab 1803 entstandene Schlosspark Eisenstadt zwar ein fantastischer und weithin berühmter Landschaftsgarten ist, andererseits weil er dennoch vielen unbekannt ist. Denn für die Besucher und Besucherinnen der Stadt versteckt er sich gewissermaßen hinter Schloss Esterházy und der Joseph-Haydn-Gasse. Dem versuchen die beiden HERBSTGOLD-Kunstwerke 2025 entgegenzuwirken. Beide Skulpturen sind Einladungen zu den Ekstasen des Schlossparks.
Das diesjährige Fahnenwerk am Vorplatz von Schloss Esterházy hat hierzu ein meist übersehenes Detail aus einem historischen Ölgemälde aus dem Jahr 1807 herausgezoomt. Albrecht Christoph Dies malte damals im Auftrag des Fürsten mehrere großformatige Ansichten des neuen Parks – lange bevor dieser überhaupt fertig war. Heute hängen seine prachtvollen Bilder in Schloss Esterházy direkt neben dem Haydnsaal. Was sie einzigartig macht, ist ihr vielfaches „Außersichseins“. Denn A.C. Dies malte den Park als griechische Berglandschaft mit lichtdurchtränkter Atmosphäre. Es war gleichsam ein „Rendering“ eines kommenden Parks in Westungarn, gemalt im französisch-deutschen Stil einer römischen Ideallandschaft, die das Arkadien der Schäfer und Poeten imaginiert.

Das zweite HERBSTGOLD-Kunstwerk befindet sich im Schlosspark in der Nähe des Gärtnerhauses. Unterhalb des Hauptwegs am Leopoldinenteich wurde jüngst nach alten Plänen ein schmaler Fußgängerpfad rekonstruiert, der geschlungen vom Gärtnerhaus in Richtung Orangerie führte. Für die Stelle, an der der Pfad über den historischen Bachlauf setzt, hat die britisch-polnische Künstlerin Kasia Fudakowski (*1985 in London, lebt in Berlin) eine wundersame „Brücke mit zwei Wegen“ entworfen: Die Brücke beginnt auf jeder Seite des Bachlaufs als EIN Weg, teilt sich jedoch in der Mitte in ZWEI und gibt in der Mitte einen Blick durch eine oval geformte Öffnung frei. Von oben betrachtet hat sie damit die Form eines Auges. Als benutzbare Sehmaschine wird sie Teil des wiederhergestellten Pfadverlaufs. Von ihr aus wird sich nicht nur ein Panorama reizvoller Blicke in die Ferne hin zum Dom und hin zum Leopoldinentempel öffnen, sondern auch auf die nahegelegene Staustufe des Bachs und – sobald der künstliche Wasserkreislauf tatsächlich wiederhergestellt ist – auf die schimmernde Fläche direkt unterhalb der Brücke. Kunstvoll ist auch das Geländer der Brücke gestaltet: Aus der Ferne erscheinen dort Blätter aus langen Pflanzenstängel zu sprießen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass es lauter einzelne Hände sind, die mit ihren Fingern die Stangen zupfen, als seien sie Saiten einer Harfe.
Tipp: Ausstellung "Die Erde halten"
Die Ausstellung „Die Erde halten. Aus dem Leben eines Hofgärtners“ präsentiert Facetten dieses Berufes am Originalschauplatz des barocken Gärtnerhauses im Schlosspark Eisenstadt sowie die einstige Ausstrahlung der von ihnen betreuten Esterhazyschen Pflanzensammlung.